Tagliliengewächse

Unterfamilie der Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae)

Tagliliengewächse (Hemerocallidoideae) sind eine Unterfamilie der Familie Affodillgewächse (Asphodelaceae) in der Ordnung der Spargelartigen (Asparagales) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen).[1] Die 19 bis 20 Gattungen mit etwa 85 Arten sind fast weltweit verbreitet.

Tagliliengewächse

Pasithea caerulea

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
ohne Rang: Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Affodillgewächse (Asphodelaceae)
Unterfamilie: Tagliliengewächse
Wissenschaftlicher Name
Hemerocallidoideae
Lindl.

Beschreibung und Ökologie

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Illustration der Gelbrote Taglilie (Hemerocallis fulva)
 
Blüte von Thelionema grande
 
Beeren von Dianella sandwicensis

Erscheinungsbild und Blätter

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Es sind ausdauernde krautige Pflanzen. Als Speicherorgane haben sie Rhizome oder Wurzelknollen (aber keine Zwiebeln).

Die Laubblätter sind wechselständig und meist zweizeilig, in einer grundständigen Rosette angeordnet. Die einfache Blattspreite ist lanzettlich und parallelnervig.

Blütenstände und Blüten

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Die Blüten stehen in unterschiedlich gestalteten Blütenständen zusammen.

Die zwittrigen Blüten sind dreizählig und zygomorph. Die sechs Blütenhüllblätter sind gleichgestaltet (Perigon). Es sind meist zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden; beispielsweise bei Agrostocrinum, Arnocrinum, Johnsonia und Stawellia fehlt ein Staubblattkreis. Die drei Fruchtblätter je Blüte sind synkarpen, oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder Vögel.

Früchte und Samen

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Es werden lokulizide Kapselfrüchte (beispielsweise Hemerocallis) oder Beeren (beispielsweise Dianella) gebildet. Meist sind die Samen schwarz. Oft (aber beispielsweise nicht bei Arnocrinum und Tricoryne) besitzen die Samen einen Arillus. Von den australischen Arten Tricoryne simplex, Hodgsoniola junciformis, Caesia chlorantha, Caesia micrantha, Caesia occidentalis, Caesia setifera, Caesia parviflora, Caesia alpina, Caesia calliantha, Caesia rigidifolia, Corynotheca lateriflora, Corynotheca licrota, Corynotheca unicantha, Corynotheca flexnosissima, Corynotheca pungens, Corynotheca asperata, Hensmania turbinata, Hensmania stoniella, Hensmania chapmanii, Johnsonia teretifolia, Johnsonia pubescens, Johnsonia acaulis, Johnsonia inconspicua, Strawellia gymnocephala, Strawellia dimorphantha ist bekannt, dass sie durch Ameisen verbreitet werden, die von den Elaiosomen der Samen angelockt werden (Myrmekochorie).[2]

Systematik und Verbreitung

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Die Verbreitung der Unterfamilie Hemerocallidoideae ist fast weltweit. Genannt werden: die pazifischen Inseln, besonders Australien (mit den acht Gattungen der ehemaligen Familie der Johnsoniaceae), Eurasien, Malaiischer Archipel, Indien, Madagaskar, Afrika und Südamerika.

Die molekulargenetischen Untersuchungen in den letzten gut zehn Jahren haben dazu geführt, dass die Familiengrenzen innerhalb der Ordnung der Spargelartigen (Asparagales) sich stark verschoben haben.[3] Die Systematik dieser Gattung, Unterfamilie, Familie, wurde lange diskutiert, so wird man in der Literatur oft auf scheinbare Ungereimtheiten stoßen. Hier dargestellt ist die Systematik nach Mark W. Chase et al. 2009.[4] Die Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae Dumort.) wurde um die Taxa der ehemaligen Familien Affodillgewächse (Asphodelaceae) und Tagliliengewächse (Hemerocallidaceae) erweitert. Die ehemalige Familie Hemerocallidaceae R.Br. ist auf den Rang einer Unterfamilie Hemerocallidoideae Lindl. zurückgestuft.

Der Familienname Hemerocallidaceae wurde 1810 durch Robert Brown in Prodromus Florae Novae Hollandiae et Insulae Van Diemen, S. 295 veröffentlicht. Der Name Hemerocallidoideae wurde 1846 von John Lindley in The Vegetable Kingdom, 201, 205 veröffentlicht; eine andere Angabe für die Veröffentlichung ist Hemerocallidoideae Kostel., Allgemeine Medizinisch-Pharmazeutische Flora, 1, S. 168, Mai 1831. Typusgattung ist Hemerocallis L. Der botanische Gattungsname Hemerocallis leitet sich aus den griechischen Wörtern heméra für Tag und kállos für Schönheit ab.

Lange Zeit bestand diese frühere Familie, gültig im Rang einer Unterfamilie, aus der einzigen Gattung Hemerocallis; sie ist seit 1998 deutlich erweitert worden. Die Taxa der ehemaligen Familien Dianellaceae Salisb., Geitonoplesiaceae Conran, Johnsoniaceae J.T.Lotsy und Phormiaceae J.Agardh gehören jetzt in die Familie der Hemerocallidaceae. Die Gattungen, die von R. F. J. Henderson & H. T. Clifford 1984[5] aus den Dianellaceae zu den Phormiaceae J.Agardh (dann mit Agrostocrinum, Dianella, Eccremis, Pasithea, Phormium, Rhuacophila, Stypandra, Thelionema) wurden in die Hemerocallidaceae eingegliedert. Die Gattungen der als rein australisch (aber mindestens Caesia hat eine weitere Verbreitung) angesehenen Johnsoniaceae J.T.Lotsy (Johnsonia, Tricoryne, Hodgsoniola, Caesia, Corynotheca, Hensmania, Strawellia) wurden zuletzt in die Hemerocallidaceae eingegliedert. Einige Gattungen wurden früher auch zu den Agavaceae oder Anthericaceae gestellt.

Die früher hier eingeordnete Gattung Xeronema Brongn. & Gris bildet seit 2000 eine eigene Familie Xeronemataceae M.W.Chase, Rudall & M.F.Fay.[6]

 
Arnocrinum preissii
 
Hensmania turbinata
 
Dreizählige Blüte im Detail von Simethis mattiazzii
 
Stypandra glauca
 
Tricoryne elatior

Zur Unterfamilie der Tagliliengewächse (Hemerocallidoideae) gehören jetzt 19 bis 20 Gattungen mit etwa 85 Arten (Auswahl):[7][8]

 
Neuseeländer Flachs (Phormium tenax)

Hemerocallis-Arten werden vielfältig genutzt: Blütenknospen, Blüten, Blätter und die jungen Austriebe werden roh oder gekocht gegessen. Die Knollen von Hemerocallis fulva werden roh oder gegart gegessen; sie schmecken nussig und besonders junge Knollen gut. Die Knollen von Hemerocallis plicata werden roh oder gegart gegessen; sie schmecken rettich-ähnlich aber nicht so scharf. Medizinische Wirkungen wurden untersucht. Aus den getrockneten Blättern werden Schuhe hergestellt.[14] Besonders von Hemerocallis fulva gibt es viele Sorten, die weltweit als Zierpflanzen in Parks und Gärten genutzt werden.

Der Neuseeländische Flachs (Phormium tenax) wird vielfältig genutzt: Der Nektar wird aus den Blüten gesammelt und gegessen. Die gerösteten Samen dienen als Kaffeeersatz. Der Pflanzensaft aus der Basis der Blätter dient als Nahrung. Die Fasern aus den Blättern sind ein wichtiger Rohstoff zum Erzeugen von Geweben und Tauen, aber auch zur Papiergewinnung. Der Saft der bei der Fasergewinnung anfällt wird zu Alkohol vergoren. Die Blätter werden vielfältig verwendet, beispielsweise um Körbe herzustellen. Die Blüten werden zum Färben verwendet. Die Blüten enthalten Tannine. Auch die zweite Art Phormium cookianum wird fast gleich vielfältig genutzt. Auch als Zierpflanze werden einige Sorten genutzt, aber sie neigen in frostfreien Gebieten zum verwildern.[15]

Von einigen Dianella-Arten werden die Früchte roh oder gegart gegessen.[16]

Literatur

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  • Die Familie der Hemerocallidaceae bei der APWebsite. (Abschnitt Systematik)
  • H. T. Clifford, Rodney John Francis Henderson, J. G. Conran: Hemerocallidaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants. Volume 3: Flowering Plants. Monocotyledons. Lilianae (except Orchidaceae). Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1998, ISBN 3-540-64060-6, S. 245–253, doi:10.1007/978-3-662-03533-7_32 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • H. T. Clifford, J. G. Conran: Johnsoniaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants. Volume 3: Flowering Plants. Monocotyledons. Lilianae (except Orchidaceae). Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1998, ISBN 3-540-64060-6, S. 336–340, doi:10.1007/978-3-662-03533-7_39 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Marc A. McPherson, Michael F. Fay, Mark W. Chase, Sean W. Graham: Parallel Loss of a Slowly Evolving Intron from Two Closely Related Families in Asparagales. In: Systematic Botany. Band 29, Nr. 2, 2004, S. 296–307, doi:10.1600/036364404774195494.

Einzelnachweise

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  1. Die Familie der Asphodelaceae mit ihren Unterfamilien bei der APWebsite.
  2. Franz Speta: Myrmekochorie in Australien. In: Linzer biologische Beiträge. Band 32, Nr. 2, Linz 2000, S. 699–702.
  3. Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, Nr. 2, 2009, S. 105–121, [DOI: 10.1111/j.1095-8339.2009.00996.x].
  4. Mark W. Chase, James L. Reveal, Michael F. Fay: A subfamilial classification for the expanded asparagalean families Amaryllidaceae, Asparagaceae and Xanthorrhoeaceae. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, Nr. 2, 2009, S. 132–136, [DOI: 10.1111/j.1095-8339.2009.00999.x].
  5. R. F. J. Henderson, H. T. Clifford: A recircumscription of the Phormiaceae Agardh. In: Taxon. Band 33, Nr. 3, 1984, S. 423–427, JSTOR:1220982.
  6. Mark Wayne Chase, Paula J. Rudall, Michael Francis Fay: Xeronemataceae, a new family of asparagoid lilies from New Caledonia and New Zealand. In: Kew Bulletin. Band 55, Nr. 4, 2000, S. 865–870, JSTOR:4113631.
  7. Hemerocallidaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  8. a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Abgerufen am 12. Oktober 2014.
  9. S. McCune, D. W. Hardin: Anthericaceae. In: Gwen J. Harden (Hrsg.): Flora of New South Wales. Band 4, New South Wales University Press, Kensington 1993, ISBN 0-86840-188-9, Caesia S. 87–88, (leicht veränderte html-Version), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  10. S. McCune, D. W. Hardin: Anthericaceae. In: Gwen J. Harden (Hrsg.): Flora of New South Wales. Band 4, New South Wales University Press, Kensington 1993, ISBN 0-86840-188-9, Corynotheca S. 88–89, (leicht veränderte html-Version), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  11. S. McCune, D. W. Hardin: Anthericaceae. In: Gwen J. Harden (Hrsg.): Flora of New South Wales. Band 4, New South Wales University Press, Kensington 1993, ISBN 0-86840-188-9, Herpolirion S. 97–98, (leicht veränderte html-Version), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  12. Rafael Govaerts: World Checklist of Xanthorrhoeaceae, Simethis. Royal Botanic Gardens, Kew 2014, Internet-Veröffentlichung, abgerufen am 1. Januar 2014.
  13. S. McCune, D. W. Hardin: Anthericaceae. In: Gwen J. Harden (Hrsg.): Flora of New South Wales. Band 4, New South Wales University Press, Kensington 1993, ISBN 0-86840-188-9, Tricoryne S. 89–90, (leicht veränderte html-Version), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  14. Einträge zu Hemerocallis bei Plants For A Future, abgerufen am 12. Oktober 2014.
  15. Phormium cookianum und Phormium tenax bei Plants for A Future.
  16. Einträge zu Dianella bei Plants For A Future, abgerufen am 4. Januar 2013.
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