Yahyā ibn Ma'īn

islamischer Gelehrter

Yaḥyā ibn Maʿīn b. ʿAun b. Ziyād b. Bisṭām al-Ġaṭafānī al-Murrī al-Baġdādī, Abū Zakarīyāʾ, arabisch يحيى بن معين بن عون بن زياد بن بسطام (geb. 775; gest. 847) war ein sunnitisch-Islamischer Rechts- und Hadithgelehrter der hanafitischen Rechtsschule in Bagdad und wichtiger Traditionar des ʿIlm ar-ridschāl seiner Zeit.[1][2]

Ibn Maʿīn war der Sohn eines Schreibers persischen Ursprungs aus al-Anbar. Er erbte von ihm eine Million und fünfzigtausend Dirhams, die er in sein Hadithstudium investierte.[3][4] Mit achtzehn Jahren reiste er für sein Studium in den Hedschas und nach Kufa und Basra zu Wakīʿ ibn al-Dscharrāh. 803 reiste er mit seinem Freund Ahmad ibn Hanbal für sein Studium bei ʿAbd al-Razzāq as-Sanʿānī in den Jemen. Danach ging er zusammen mit ʿAbbās ad-Dūrī für sein Studium bei Yazīd ibn Hārūn nach Wasit. Er studierte 828/9 in Ägypten, wonach er sich nach Damaskus und Homs begab. Eine Anekdote spricht davon, wie Ibn Ma'īn von achtzehn Schülern Hammād b. Salamas in den verschiedenen Städten denselben Hadith niederschrieb. Damit bestimmte er die Genauigkeit der Traditionarier. Ibn Ma'īn erklärte, wenn alle Schüler denselben Fehler beim Überliefern des Hadiths machten, dann sei es der Fehler von Hammād, ansonsten wäre der Fehler von einem der Schüler selbst.[3][5] Während der Mihna drohte ihm der Kalif al-Ma'mūn mit dem Tod, wenn er nicht sage, dass der Koran erschaffen sei. Er verstarb auf seinem Weg zur Haddsch in Medina, wo er zu Ehren auf der Totenbahre des Propheten Mohammed zur Beerdigung getragen wurde. Vor seinem Tod befahl er seinen Schülern, seine Meinungen in Buchform niederzuschreiben, fünf dieser Werke überdauern bis heute.[3] Er hinterließ eine private Bibliothek mit einer Unzahl von Hadithen, die er niederschrieb.[2] Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Sufyān ibn ʿUyayna, ʿAbdallāh ibn al-Mubārak, Yahyā al-Qattān und Mu'tamar ibn Sulaymān. Zu seinen Schülern gehörten Ahmad b. Hanbal, Muhammad ibn Saʿd, al-Buchārī, Muslim ibn al-Haddschādsch, Abū Dāwūd as-Sidschistānī und Abū Yaʾlā al-Mauṣilī.[2][6][7][8][9]

  • Ma'rifat al-Ridschāl Über Traditionarier. Zwei Band.
  • Kitāb Tārīkh Ibn Ma'īn (Das Buch der Historie von Ibn Ma'īn) Geschichte der Traditionarier Überliefert von al-Dārimī, al-Dūrī, und Ibn Muhriz. Vollständig.
  • Su'ālāt Ibn al-Dschunaid (Fragen des Ibn al-Dschunaid) Überliefert von Ibn al-Dschunaid, über Traditionarier und an sie gerichtete Kritik.
  • Min Kalām Abī Zakariyyā Yahyā Ibn Ma'īn fī al-Ridschāl Über Traditionarier. Überliefert von Tahmān al-Nāqid.
  • Kitāb Hadīth Yahyā Ibn Ma'īn (Hadithe des Yahya ibn Ma'īn) Überliefert von Abū Mansūr al-Schaibānī. Eine kleine Hadithsammlung über ʿAqīda, Fiqh, und Einstufung der Traditionarier.
  • Kitāb al-Dschuz' al-Thānī min Hadīth Yahyā Ibn Ma'īn al-Fawāid (Der zweite Teil der Hadithe ibn Ma'īns) Koranexegese mit Traditionen. Überliefert von al-Marwazī.
  • Mawsū‘at aqwāl Yaḥyā ibn Ma‘īn fī Rijāl al-ḥadīth wa-‘Ilalihi.
  • Kitāb Ishāq ibn Mansūr al-Khawsadsch (Das Buch von Ishāq b. Mansur) Verloren. Es wird mehr als tausend Mal zitiert von Ibn Abī Hātim ar-Rāzī in seiner Koranexegese.
  • weitere verlorene Werke.[3]

Ibn Maʿīn war dem Madhhab des Abū Hanīfa zugehörig, wobei er eine leichte Abneigung gegenüber den Ansichten asch-Schāfiʿīs gehabt haben soll.[6][9]

Rezeption

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'Alī ibn al-Madīnī sagte, er habe niemanden wie ihn gesehen und dass das Wissen der Menschen sich bei ihm sammelte. Ahmad ibn Hanbal sagte, er sei der wissendste von ihnen über die Traditionarier gewesen und dass ein Hadith, den er nicht kenne, kein Hadith sei. Ibn Abī Hātim ar-Rāzī zitierte seinen Vater, dass jener ihn Imām (Führer) nannte. Abū Sa'īd al-Haddād sagte, alle Menschen seien wie Kinder vor ihm (im Wissen). Ibn al-'Imād nennt ihn Huddschat-al-Islām (Argument des Islām).[7][9][4][6]

Literatur

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Quellen

  • Fuat Sezgin: Geschichte des Arabischen Schrifttums. Band 1. Leiden, Brill., Mainz 1967, S. 106–107.
  • Scott C. Lucas: Constructive Critics, Hadith Literature, and the Articulation of Sunni Islam: The Legacy of the Generation of Ibn Sa'd, Ibn Ma'īn, and Ibn Hanbal (Konstruktive Kritiker, Hadith Literatur, und die Artikulation des Sunni Islam: Das Vermächtnis der Generation des Ibn Sa'd, Ibn Ma'īn, und Ibn Hanbal). Leiden, Brill., Boston 2004, S. 208–211 (englisch).
  • P.J. Bearman, Th. Bianquis (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam: New Edition (Die Enzyklopädie des Islam: Neue Ausgabe). Band 11. Leiden, Brill., Niederlande 2002, S. 247 (englisch).
  • M. M. Azami: Studies in Hadith Methodology and Literature: Revised Edition (Studien in Hadith Methodologie und Literatur: Revidierte Ausgabe). Universität Riyad, Riyad 1977, S. 52–53 (englisch).
  • Schams-al-Dīn Muhammad b. Ahmad b. 'Uthmān al-Dhahabī: Siyar A'lām al-Nubalā'. Band 11. Mu'assasat al-Risāla, 2001, S. 72–95 (arabisch).
  • 'Abd-al-Hayy b. Ahmad b. Muhammad b. al-'Imād al-Hanbalī: Schadharāt al-Dhahab fī Akhbār man Dhahab. Hrsg.: Mahmūd al-Arnaūt. Band 3. Dār Ibn Kathīr, Beirut 1986, S. 155–156 (arabisch).
  • Yahyā b. Scharaf al-Nawawī: Tahdhīb al-Asmā' wa al-Lughāt (Verfeinerung der Namen und Sprachen). Band 2. Dār al-Kutub al-'Ilmiyyah, Beirut, S. 156–159 (arabisch).
  • Abū Bakr Ahmad b. 'Alī b. Thābit b. Ahmad al-Khatīb al-Baghdādī: Ta'rīkh Baghdād (Historie Baghdads). Hrsg.: Baschschār 'Awwād Ma'rūf. Band 16. Dār al-Gharb al-Islāmī, Beirut 2002, S. 263 (arabisch).

Weiterführend

  • Hadithwissenschaften. Neil Bin Radhan, Deutsch; Darulkitab Verlag, Hildesheim 2018, ISBN 978-3-943812-19-0.
  • Kitāb al-Tabaqāt al-Kabīr (Das große Buch der Generationen). Ibn Sa'd (arabisch).
  • Tahdhīb al-Kamāl fī Asmāʾ al-Ridschāl, al-Mizzī (arabisch).
  • Ta'rīkh al-Islām (Die Historie des Islam). Adh-Dhahabī (arabisch).
  • al-Ta'rīkh al-Kabīr (Die große Historie). al-Buchārī (arabisch).
  • Ta'rīkh Baghdād (Die Historie Baghdads). Ibn al-Nadīm (arabisch).

Einzelnachweise

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  1. F. Leemhuis: Yaḥyā b. Maʿīn. In: P. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs (Hrsg.): Encyclopaedia of Islam. Zweite Edition, Brill, Leiden / London 1960, ISBN 90-04-08118-6, doi:10.1163/1573-3912_islam_sim_7953 (Artikelanfang 220 Worte).
  2. a b c Fuat Sezgin: Geschichte des Arabischen Schrifttums. Band 1. Leiden, Brill., Mainz 1967, S. 106–107.
  3. a b c d Scott C. Lucas: Constructive Critics, Hadith Literature, and the Articulation of Sunni Islam …. Brill, Leiden / Boston 2004. S. 208–211
  4. a b al-Nawawī: Tahdhīb al-Asmā' wa al-Lughāt. Band 2. n. d. S. 157
  5. Azami: Studies in Hadith Methodology and Literature. Riyad, 1977. S. 52–53
  6. a b c Schams-al-Dīn Muhammad b. Ahmad b. 'Uthmān al-Dhahabī: Siyar A'lām al-Nubalā'. Band 11. Mu'assisat al-Risāla, 2001, S. 72–95 (arabisch).
  7. a b 'Abd-al-Hayy b. Ahmad b. Muhammad b. al-'Imād al-Hanbalī: Schadharāt al-Dhahab fī Akhbār min Dhahab. Hrsg.: Mahmūd al-Arnaūt. Band 3. Dār Ibn Kathīr, Beirut 1986, S. 155–156.
  8. P.J. Bearman, Th. Bianquis (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam: New Edition (Die Enzyklopädie des Islam: Neue Ausgabe). Band 11. Leiden, Brill., Niederlande 2002, S. 247 (englisch).
  9. a b c Abū Bakr Ahmad b. 'Alī b. Thābit b. Ahmad al-Khatīb al-Baghdādī: Ta'rīkh Baghdād (Historie Baghdads). Hrsg.: Baschschār 'Awwād Ma'rūf. Band 16. Dār al-Gharb al-Islāmī, Beirut 2002, S. 263 (arabisch).
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