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Artikel „Martens, Karl von“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 471–472, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martens,_Carl_von&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 10:42 Uhr UTC)
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Martens: Karl v. M., Offizier und Kriegsschriftsteller, geb. den 12. Juli 1790 auf dem Landgute Miravecchia bei Dolo im Venetianischen, † zu Stuttgart den 23. December 1861, ein Bruder des vorgenannten Botanikers v. M., kam aus dem Elternhaus im J. 1808 nach Stuttgart und wurde durch Vermittlung eines Bruders seiner Mutter, des württembergischen Generals v. Scheler, als Cadett in die württembergische Garde zu Fuß aufgenommen. Schon im J. 1809 zum Lieutenant in dem Infanterieregiment Kronprinz ernannt, machte er den Feldzug dieses Jahres gegen Oesterreich mit. Im russischen Feldzug von 1812 erwarb er sich als Brigadeadjutant in der Schlacht von Borodino das Ritterkreuz des württembergischen Militärordens und das der Ehrenlegion. In dem sächsischen Feldzuge des Jahres 1813 konnte er, da er sich von den Strapazen des Rückzuges von Moskau nur langsam erholte, erst nach dem Waffenstillstande bei seinem Regimente wieder eintreten. Noch in demselben Jahre zum Oberlieutenant und dann zum Stabshauptmann befördert, zeichnete er sich im Feldzuge 1814 in Frankreich so aus, daß er während des Rückmarsches zum Generalstab versetzt und zum Divisionsadjutanten ernannt wurde. Im Feldzuge von 1815 gehörte er dem Generalstabe des aus Oesterreichern, Württembergern und Hessen bestehenden dritten Corps unter dem Kronprinzen Wilhelm von Württemberg an. Im J. 1816 zu dem nach Ludwigsburg zusammengezogenen Generalstabe versetzt, war er ein Hauptmitarbeiter an dem von den württembergischen Generalstabsoffizieren herausgegebenen Werke „Beitrag zu der Geschichte der Feldzüge in den Jahren 1814 und 1815 in besonderer Beziehung auf das Commando des Kronprinzen von Württemberg“, 3 Hefte, Stuttg. o. J. qu. Fol. Von 1817–20 war er Adjutant der zweiten Infanteriedivision in Ludwigsburg, wurde aber im letzteren Jahre wieder in den Generalstab herübergezogen und bis zum J. 1825 mit der Oberaufsicht über die in Ludwigsburg eingerichtete Offiziersbildungsanstalt betraut. Nach kleineren schriftstellerischen Versuchen in Zeitschriften gab M. im J. 1824 eine kurze Bearbeitung des im J. 1820 zu St. Petersburg erschienenen Werkes von Cancrin: „Ueber die Militär-Oekonomie im Frieden und Krieg und ihr Wechselverhältniß zu den Operationen“, 3 Bde., St. Petersburg 1820–23, 4° unter dem Titel „Lehre der Militärverpflegung und ihrer Verbindung mit den Operationen“ heraus. Das in den deutschen Armeen als sehr brauchbar anerkannte Buch hat unter Beibehaltung von Martens’ Namen im J. 1862 eine Umarbeitung durch württembergische Offiziere und Militärbeamte erfahren. Durch die Zeitereignisse hervorgerufen war Martens’ nächstes Werk „Allgemeine Geschichte der Türkenkriege in Europa, von 1356 bis 1812“, 2 Bde., Stuttgart 1829, eine aus den besten secundären Quellen mit vielem Fleiß zusammengestellte Uebersicht. Im J. 1829 wurde M. zum Major und Adjutanten des Kriegsministers und in derselben Stellung im J. 1834 zum Oberstlieutenant befördert. Er beschäftigte sich nun auch mit württembergischer Kriegsgeschichte und wurde als Mitarbeiter der „Württembergischen Jahrbücher“ im J. 1836 zum correspondirenden Mitgliede des Vereins für Vaterlandskunde ernannt. Im J. 1837 übernahm er das Commando des Landjäger- (-Gendarmerie) Corps und entwickelte, 1840 zum Obersten, 1849 zum Generalmajor ernannt, auf diesem Posten eine sehr verdienstliche, besonders in den Stürmen der [472] Jahre 1848 und 1849 erprobte Thätigkeit, welche von seiner Regierung bei seinem Uebertritte in den Ruhestand im J. 1856 durch die Verleihung des Kommenthurkreuzes 1. Klasse des Friedrichsordens anerkannt wurde. Den militärgeschichtlichen Studien wurde M. weder in diesem Amte noch im Ruhestande untreu. Im J. 1847 erschien seine „Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Grenzen des Königreichs Württemberg vorgefallenen kriegerischen Ereignisse vom J. 15 v. Chr. Geb. bis zum Friedensschlusse 1815“ und im J. 1857 die (größtentheils aktenmäßige) „Geschichte von Hohentwiel“. Als im Sommer 1859 während des französisch-österreichischen Krieges die württembergische Armee mobil gemacht wurde und der damalige Kriegsminister v. Miller als Obercommandant derselben ausmarschiren sollte, wurde M. als Stellvertreter desselben noch einmal auf vier Wochen in den Dienst gerufen und erhielt in Anerkennung seiner umsichtigen und verdienstvollen Thätigkeit das Großkreuz des Friedrichsordens. Eine synchronistische Uebersicht der allgemeinen Kriegsgeschichte, worauf er den Fleiß vieler Jahre verwandte, hat er unvollendet im Manuscript hinterlassen.

Vgl. die S. 447 unten gen. Tagebücher seines Bruders C. v. M.
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