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Artikel „Sturm, Kaspar“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 41–42, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sturm,_Kaspar&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 01:04 Uhr UTC)
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Sturm: Kaspar St., kaiserlicher Ehrenhold unter Karl V., vielleicht schon unter Maximilian, nennt sich außerdem auch Ehrenhold des Reichs, König Ferdinand’s und des Pfalzgrafen bei Rhein und führt den seltsamen Beinamen ’Germania genandt Teutschland’. Er war gelegentlich als prosaischer Chronist thätig. So ist er die Hauptquelle für den letzten, entscheidenden Feldzug Triers, Hessens und der Pfalz gegen Franz von Sickingen, den er in einem oft gedruckten, noch 1626 mit einer Uebersetzung der historiola des Leodius neu aufgelegten ’warlichen Bericht’ schon 1520 in trockner chronologischer Anordnung und ohne ein Gefühl für den Reiz der historischen Persönlichkeit heruntererzählt: wichtig ist seine Aufzeichnung, weil er in seiner amtlichen Eigenschaft als Herold der Verbündeten Augenzeuge vieler sonst unbekannten Details war. 1538 benutzt er eine Mußezeit, um Kaiser Maximilian’s bekannten Ausspruch von den vier (bei andern: drei) Königen, dem König der Teufel (England), der Esel (Frankreich), der Menschen (Spanien) und der Könige (deutscher Kaiser) in dem Heftchen ’Die vier namhafftesten Königreich’ (Frankfurt 1538, o. O. 1639) für König Ferdinand auszuführen. Die satirischen Anwandlungen, die sich in diesem Versuche, die Nationen zu charakterisiren, finden, wird St. lediglich seiner (mündlichen) Quelle verdanken; von ihm aber rühren sicherlich die beiden einleitenden Reimpaare und die aus Bibelworten bestehende Beschlußrede her. Denn dieselben Ingredienzien, banalen Reime und Bibelcitate, finden sich in sehr viel stärkerem Maße vor und hinter seiner ’kleyn Fürstlich Chronica’ (Straßb. 1544), die die Geschichte der vier Weltmonarchien bis auf Karl V. berichtet, zuerst in engem Anschluß an die Bibel, dann in den üblichen nichtssagenden und dürftigen Notizen über römische und deutsche Kaiser, schließlich von den Hussitenkriegen [42] an eingehender: der Sieg bei Pavia bildet den effectvollen Abschluß; den Plan, Karl V. ein eignes Buch zu widmen, scheint St. nicht ausgeführt zu haben. Der schwerfällige, mühselige und dürre Annalistenstil beruht unzweifelhaft darauf, daß St. nicht recht die Worte fand: so lehnt er sich bei allgemeinen Betrachtungen, wo er sie nicht vermeiden kann, möglichst nahe an den Wortlaut biblischer Weisheit an.

Ulmann, Franz v. Sickingen S. 365 ff.
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