BLKÖ:Visconti, Hannibal Marchese von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vischl, Gotthard
Band: 51 (1885), ab Seite: 48. (Quelle)
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Visconti, Hannibal Marchese von (k. k. General-Feldmarschall, geb. am 1. November 1660, gest. zu Mailand 1750). Der Sproß eines ansehnlichen vielverzweigten, in der Geschichte Mailands eine große Rolle spielenden Geschlechtes, in dessen Annalen freilich Dolch und Gift, Gewalt, Arglist, Unzucht und wie alle die Leidenschaften heißen mögen, Ereignisse herbeiführen, welche für unsere gesittete und geschulte Zeit kaum begreiflich erscheinen und es nur dadurch werden, daß sie als Thatsachen beglaubigt sind. Hannibal, der [49] jüngere Sohn des Grafen Alphons und ein Bruder Julius Borromeo’s, dessen Lebensskizze folgt, trat in jungen Jahren in die Kriegsdienste König Karls II. von Spanien, des letzten Habsburgers, welcher damals im Besitze des Herzogthums Mailand war. 1695 wohnte er der Belagerung von Casale bei. Nach König Karls Tode (1700) trat er in kaiserliche Dienste über. In diesen führte er in den Gefechten bei Vittoria und Crestello 1702 den Oberbefehl. Von den weit überlegenen Franzosen angegriffen, leistete er heldenmüthigen Widerstand, mußte sich aber, nachdem er ein Pferd unter dem Leibe verloren und überdies eine Wunde erhalten hatte, vor der Uebermacht zurückziehen. Im nämlichen Jahre focht er noch im Treffen bei Luzzara und eroberte Finale di Modena. 1703 marschirte er aus dem Mantuanischen zu dem Herzog von Savoyen. 1704 zum General-Feldwachtmeister ernannt, nahm er als solcher 1705 den spanischen General Foralba gefangen; machte im folgenden Jahre den Entsatz von Turin mit und trug 1707 wesentlich zum glücklichen Ausgange der Action bei Calcinato bei. 1708 stand er mit seinen Truppen in Ferrara, 1709 in Piemont und Savoyen. Schon seit 1700 war er Inhaber des Kürassier-Regiments, welches vor ihm Piccolomini, dann Montecuculi, besaßen, und das 1734 in der Schlacht bei Bitonto fast ganz aufgerieben wurde. Dann wurde er Hofkriegsrath, Feldmarschall-Lieutenant, am 23. November 1711 verlieh ihm Kaiser Karl VI. die geheime Rathswürde, und 1713 erhob er ihn zum Generalintendanten aller Festungen im mailändischen Gebiete. Im Jahre 1716 ward Visconti zum General-Feldmarschall und als solcher zum Präsidenten des geheimen Rathes in der Lombardie ernannt, im Mai 1727 zum Gouverneur und Castellan des königlichen Schlosses und Castells in Mailand. Als dann im December 1733 die Franzosen das Castell belagerten, mußte er nach vierzehntägiger tapferer Vertheidigung dasselbe am 30. dieses Monats mit vollen Kriegsehren übergeben. Als es aber wieder in den Besitz des Kaisers gelangte, kehrte er im December 1736 in seine frühere Stellung als Gouverneur und Castellan zurück und wurde nach des Kaisers Tode 1740 auch von der Kaiserin in dieser Würde bestätigt. Seine Gemalin Claudia geborene Marchesa Erba, verwitwete Marquis Pompeo Litta (geb. 15. November 1681, gest. Februar 1747) schenkte ihm drei Kinder: Albert Anton (geb. 26. October 1711), der im Rathe der Sechzig der Stadt Mailand saß; Anton Eugen (geb. 16. Juli 1713), bereits mit neun Jahren (August 1722) Abt zu S. Pietro all’Olmo; und Fulvia (geb. 9. Juni 1715) vermälte Anton Marquis Clerici [Bd. II, S. 386].

Thürheim (Andreas Graf). Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensperg und Traun. 1677–1748 (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) S. 284 und 385.
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