Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Die National-Tabakspfeifen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 519–521
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Nationale Rauchgeräte und Rauchgewohnheiten
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[519]
Die National-Tabakspfeifen.
I.


Die allgemeine Aufmerksamkeit, welche der Tabak seitens der gebildeten Welt vom socialen und fiscalischen Punkte der Betrachtung auf sich lenken sollte, dieselbe verdient er noch mehr vom historischen Gesichtspunkte, denn daß das Rauchen, Kauen, Schnupfen und Trinken des Tabaks seit den ältesten Zeiten bei den meisten Stämmen der alten und neuen Welt gebräuchlich war, geht aus vielen Umständen hervor, z. B. aus den Formen der Pfeifen und Schnupfdosen, den Namen und der Gebrauchsweise, welche bei fern von einander lebenden Stämmen merkwürdige Uebereinstimmung zeigen – sowie aus der Zubereitung und dem Anbau eigenthümlicher Arten. Ja, vielseitige Beschäftigung mit dem Gegenstande hat mir die Ueberzeugung verschafft, daß dieses Kraut nicht allein in staatlicher, sondern auch in religiöser Beziehung bei den Alten unter vielen Namen eine wichtige Rolle spielte und daß die Alten sehr schätzenswerthe, leider aber sehr verstümmelte Werke über den Anbau und Handel desselben uns hinterlassen haben, wozu unter andern die „Pflanzengeschichte“ von Theophrast und die „Naturgeschichte“ von Plinius gehören, wie ich in meiner so eben erscheinenden Schrift: „Die Verfälschung alter Werke nachgewiesen in einem Entwurfe zur Geschichte des Tabaks“ beweise.

Ursprünglich nichts anderes als ein medicinisches Instrument, hat die Tabakspfeife ihre anfängliche Bedeutung verloren und ist ein Luxusgegenstand geworden, dessen Gestalt und Einrichtung bei den Völkerstämmen beider Welten höchst mannigfaltig ist. Trotz dieser Mannigfaltigkeit bemerkt man jedoch, daß bei vielen Nationen die Tabakspfeife eine gewisse Form hat, welche diesen Völkern, seitdem sie uns bekannt sind, immer eigenthümlich gewesen ist, was um so mehr zu berücksichtigen ist, da noch Niemand die Annahme einer europäischen Sitte, zumal einer solchen, die so vieles Unangenehme mit sich bringt, in Asien nachgewiesen hat, ferner in jenen Gegenden die Mode unbekannt ist und auch, wo diese herrscht, die Erfahrung lehrt, daß Volkssitten und Einrichtungen nur schwer von ihr beeinflußt werden.

Die Gestalt der Tabakspfeife, welche bald aus einem Stücke, bald aus mehreren besteht, wird zum Theil durch die Lebensweise, Sitten, Gewohnheit, Klima und Tabakssorten bestimmt, denn bald wird der Rauch verschluckt – zu welchem Zwecke man Köpfe mit geringem Fassungsmaß gebraucht –, bald auf die gewöhnliche Weise eingeathmet, bald liebt man starken Tabak wie die Briten, die deßhalb kleine Pfeifenköpfe haben, andererseits würden Nomaden auf ihren Reisen die langen Rohre und die schwere Huka sehr lästig finden.

Der Stoff, aus welchem die Tabakspfeifen verfertigt werden, ist gleichfalls sehr verschieden, denn bald ist es eine Art Erde oder Thon von weißer, gelber, rother, schwarzer und anderer Farbe, bald ist es Murscham (Keffekil), Porcellan, Stein, wie Achat und Karneol, oder Talk, Glas, Metall, Holz, Muschel und dergleichen. Nicht minder verschieden ist der Stoff, aus welchem man die Rohre fabricirt, denn bald benutzt man dazu Pfefferrohr oder Spindelbaum, Jasmin, welschen Kronjasmin, spanischen Holunder, Ahlbaum, Maßholder, Schneeball, Lucienholz, Heckenkirsche, Weichsel und Tamarisken, bald chinesischen Bambu.

Vergleichen wir die Pfeifen der Völker, von denen wir in dieser Hinsicht einige Kenntniß haben, so lassen sich zwölf Arten von Nationalpfeifen unterscheiden, nämlich die persische, indische, chinesische und afrikanische Wasserpfeife, die kleine Gyps- und Thonpfeife, nebst ihrem Stiele aus einem Stücke gearbeitet,

Fig. 1. Kaliân.

die nordamerikanische, die Tschibuk, die Porcellanpfeife, Dinkapfeife, ungarische, russische Pfeife und die Gansa.

Die Kaliân oder Kaliuhn, wie die persische Wasserpfeife heißt, besteht aus einem Behälter zur Aufnahme des Wassers, womit derselbe etwa zu drei Viertheil (Fig. 1.) gefüllt wird. In dieses Gefäß bringt man die Enden zweier Rohre, wovon das eine, welches am oberen Ende den Kopf für den Tabak trägt, fast bis auf den Boden des Gefäßes herabreicht – damit der Rauch längere Zeit brauche, indem er durch das Wasser geht – während das Ende des anderen, nämlich des Mundrohres, nicht fern von der Oberfläche des Wassers steht. Beide Rohre treten durch dieselbe Oeffnung in den Behälter ein, welcher luftdicht verschlossen sein muß. Beginnt man zu rauchen, so zieht man die Luft in dem Gefäße, so wie etwas Wasser, eine Strecke das Mundrohr herauf, wodurch ein [520] gurgelndes Geräusch entsteht und der Rauch aus dem Kopfrohre vermöge des Luftdruckes in das Gefäß hinabgedrückt wird. Auf seinem Wege wird derselbe abgekühlt, von unangenehmen Eigenschaften befreit und steigt in den luftleeren oder halbluftleeren Raum, von wo er in den Mund gelangt. Der Wasserbehälter, meist ein ovales Gefäß mit langem Halse, ist wie der Kopf oft schön gearbeitet und besteht entweder aus Glas oder Silber und anderen oft vergoldeten Metallen oder Erdarten und ist oft mit farbigen Blumen verziert, so wie auch geschmackvoll emaillirt; ja diejenigen Kaliân, welche die Fürsten bei großen Audienzen und anderen pomphaften Gelegenheiten gebrauchen, sind oft mit sehr werthvollen Juwelen bedeckt. Man hat verschiedene Arten und mancherlei Namen für sie. In Betreff des Mundrohres unterscheidet man von ihr zwei Arten, nämlich die Desta mit geradem, oft buntem Rohre aus Bambu oder Holz, von 1–1½ Fuß Länge, welche unbequem ist, da sie wegen der Kürze des Rohres in der Hand gehalten werden muß – und die Karnji, welche ein langes, biegsames Rohr wie die Huka hat. Zuweilen besteht der Wasserbehälter aus einem Flaschenkürbis (Kakab der Perser, Hukwa der Chinesen) – wie bei den Persern und Somali – oder aus einer entrindeten und ausgehöhlten Kokusnuß (Nargili hindustanisch, seltener Nardschili, Argili), wie bei den ärmeren Hindu, Arabern und Persern, weshalb diese Pfeife den Namen Nargili trägt. Diese Kokospfeife entspricht der Desta der Perser und Gose der Aegypter, welche die Kaliân oder Karnji „Schischa“ nennen.

In jenem Theile Arabiens, welchen Burton kennen lernte, ruht die Schischa gewöhnlich auf einem Dreifuße; anderwärts aber stellt man sie auf ein breites Gefäß, damit Asche und Kohlen den Teppich nicht besudeln. Selten raucht man lange aus derselben, denn das Wasser wird bald stinkend und brechenerregend, weßhalb es gewöhnlich nach dem jedesmaligen Gebrauche erneuert wird. Auch ist zu bemerken, daß man bei dem Gebrauche den Rauch tief in die Lunge einathmet und daß Raucher, welche an diese Art Pfeife nicht gewöhnt sind, Husten bekommen, wie man überhaupt dem Gebrauche derselben (zumal wenn man Hanf oder Hanftabak in ihr raucht) Lungen- und Leberleiden zuschreibt.

Fig. 2. Huka, die indische Wasserpfeife.

Der Tabak, welcher in der Wasserpfeife geraucht wird, eignet sich nicht für die Tschibuk, das heißt die gewöhnliche Pfeife, denn er schmeckt darin sehr schlecht, wie andererseits der beste Tschibuktabak seinen Werth in der Kalian verliert. Persien und Hindustan erzeugen viel Tombak oder Tombeki – wie vorzugsweise der Wasserpfeifentabak im Gegensatz zum Tüttün, das heißt Tschibuktabak, genannt wird – und ihr Erzeugniß wird in großer Menge nach Syrien, Arabien und Ostafrika versandt. Ehe man ihn raucht, wird er vorschriftsmäßig zubereitet, indem man ihn (oft mehrmals) mit einem Stücke nassen Linnens und dergleichen wäscht und in noch feuchtem Zustande in den Kopf thut, worauf man etwas trockenen Tabak darüber streut. Zuweilen bildet man eine Paste aus Tabak mit Rosenwasser und grobem braunem Zucker und formt dieselbe zu Kugeln oder einem Klumpen, auf welchen man mehrere glimmende Kohlen legt, welche wie bei dem Opiumrauchen, so lange man raucht, nicht entfernt werden. Die ärmere Classe, für welche guter Tombak zu theuer ist, bedient sich in Syrien gemeinen Tabaks, welcher die Stärke und andere Eigenschaften besitzt, die der Kaliantabak verlangt. Denselben befeuchten sie entweder mit Dips und Wasser oder mit einem Aufguß von Rosinen, wobei sie zuweilen Haschisch und Schiera (Hanfpräparate) fügen, welche den Rauch berauschend machen. Es giebt Leute, welche in den Straßen der größeren Ortschaften Arabiens, Syriens etc. herumgehen, die Kaffeehäuser mit den so gefüllten Pfeifen besuchen und die Rauchlustigen gegen eine Kleinigkeit einige Züge daraus thun lassen.

Die Kalian hat den Vorzug, daß man sie auf der Reise während des Reitens ununterbrochen rauchen kann, und zu diesem Zwecke werden Vornehme von einem Diener begleitet, welcher dieselbe, zu Fuße oder zu Pferde, trägt. Ker Porter gab 1821 die Beschreibung eines solchen Zuges, welcher an die Darstellung gewisser Reitergestalten in den Ruinen zu Nakschi Rustan erinnert; er schreibt: „In dem fürstlichen Zuge waren auch Peschkidmats (d. h. Diener, denen die Sorge für das Rauchgeräth obliegt), welche an und für sich nebst ihren Pferden und Geräthschaften eine hervortretende Figur in der bunten Cavalcade spielten. An jeder Seite des Sattels hing ein Paar cylindrischer Lederbehälter, wovon der eine die Kalian nebst Zubehör enthielt, während an der anderen Seite des Thieres an einer Kette, welche bis an den Bauch reichte, ein eiserner Topf voll glimmender Kohlen und ihm gegenüber eine große lederne Flasche mit Wasser hing, da dieses nebst Feuer bei dem Gebrauch der Kalian unentbehrlich ist.“ Die Reise-Schischa, welche in Arabien gebraucht wird, ist nach Burton ein in zwei Abtheilungen geschiedener Zinnkanister, dessen untere Hälfte für das Wasser, dessen obere für den Tabak bestimmt ist. Der Deckel ist durchlöchert, um das Feuer zu nähren, und eine kurze Hukaschlange ragt an der einen Seite hervor. Sie hängt in einem Lederbeutel am Sattel, wie man es an den Bildern der genannten Ruinen bemerkt.

Fig. 3. Chinesische Wasserpfeife.     Fig. 4. Afrikanische Basutopfeife.

Es kann kein Zweifel bleiben, daß die Wasserpfeife vor 1492 in Gebrauch war; auch ist nicht zu übersehen, daß die Wasserpfeife für eine Art Tabak bestimmt ist, welcher, in Europa und Amerika unbekannt, nur in gewissen Gegenden, zumal den genannten, erzeugt wird. Von diesen beziehen die Ostafrikaner, welche Ueberfluß an anderem Tabak haben, aber an den Genuß der Wasserpfeife gewöhnt sind, ihren Bedarf an Tombeki aus Hindustan. Wenn nun nicht bestritten werden kann, daß die Wasserpfeife sehr lange in Gebrauch ist, so könnte man doch behaupten, daß ehedem nur Hanf oder Stechapfel darin geraucht worden sei; allein auch dies ist höchst unwahrscheinlich, da heutigen Tages sämmtliche Völker Tabak in ihr rauchen, der Hanfraucher den Tabak seinem Hanfe gegenüber höchst unwirksam findet, er mithin unter keiner Bedingung den ersteren dem Hanfe vorziehen würde, endlich da der Tabak vor 1492 in Asien bekannt war, wie ich in meiner bereits erwähnten Schrift nachweise.

Die Huka oder die indische Wasserpfeife (Fig. 2.) ist ein schweres Geräth, dessen Wasserbehälter gewöhnlich aus schön verziertem oder vergoldetem Glase, oder edlen Metallen, geschmackvoll emaillirt, besteht. Der Kopf für den Tabak ist meist aus Gold oder Silber verfertigt und oft mit Edelsteinen geschmückt; das Mundrohr, aus Leder bestehend, hat 15–39 Fuß Länge und ist mit Sammet und dergleichen und mit Gold- oder Silberfäden durchwirkt. – Die chinesische Wasserpfeife, meist aus Messing fabricirt, aus welcher haarfein geschnittener Tabak geraucht wird, ist Fig. 3. dargestellt.

Fig. 5. Hügel-Damarapfeife.

Die afrikanische Wasserpfeife ist entweder eine Basutopfeife (Fig. 4), oder eine Hakuïnpfeife (Fig. 5). Erstere ist dem Werke von E. Casalis entnommen, welcher dreiundzwanzig Jahre als Missionär im südlichen [521] Afrika lebte und unter Denjenigen, welche über diese Gegenden geschrieben haben, einer der Wenigen ist, welche das hohe Alter des Tabakgebrauchs daselbst nicht in Abrede stellen. Nach ihm haben die Pfeifen der Basuto überall dieselbe Form: sie bestehen aus einem Kopfe von weichem Steine, welcher vermittelst eines Bambusrohres mit einem Antilopenhorne in Verbindung steht, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist und an dessen weiter Mündung beim Rauchen die Lippen angelegt werden. Dagegen pflegt das Volk der Hakuïn oder Hügel-Dammara, wie mehrere andere in Afrika, auf ähnliche Weise zu rauchen, wie ältere und neuere Reisende es bei manchen Völkern Amerikas und Nordasiens sahen. C. J. Anderson schreibt darüber: „Die Art, wie die Hakuïn rauchen, ist wesentlich verschieden von der Rauchweise der Hindu, Moslem und Christen, denn anstatt den Rauch einfach einzuathmen und dann durch Mund und Nase denselben auszustoßen, verschlucken sie ihn. Der Hergang ist zu eigenthümlich, um übergangen zu werden: eine geringe Menge Wasser wird in ein großes Horn, meist das des Kudu (einer Art Antilope), von 3–4 Fuß Länge gegossen, eine kurze Thonpfeife mit Tabak oder Dacka (Hanf) gefüllt und unfern der Spitze des Hornes in eine Oeffnung, welche die Verbindung mit dem Inneren des Hornes herstellt, eingesetzt. Ist dies geschehen, so bilden die Anwesenden einen Kreis und erwarten unter tiefem Schweigen, offenen Mundes und mit freudestrahlenden Augen, bis an sie die Reihe kommt. Der Angesehenste unter ihnen hat gewöhnlich die Ehre den ersten Zug daraus zu thun. Von dem Augenblicke an, da seine Lippen die Mündung des Hornes berühren, scheint er alles Bewußtsein zu verlieren und gänzlich von dem Genuß überwältigt zu sein. Da wenig oder kein Rauch seinem Munde entweicht, so ist die Wirkung bald zu sehen: seine Gesichtsmuskeln ziehen sich zusammen, sein Auge verliert den Glanz und den Ausdruck, sein Mund bedeckt sich mit Schaum, sein ganzer Leib zuckt und nach wenigen Secunden liegt er zu Boden. Man gießt etwas Wasser auf seinen Leib – nicht selten thut es Freundes Mund – und zieht ihn gewaltsam am Haare oder klopft seinen Kopf kräftig mit der Hand. Diese für ihn etwas unangenehme Behandlung hat meist in wenigen Minuten den gewünschten Erfolg, doch sind Fälle bekannt, in welchen der Ueberladung des Körpers mit diesem giftigen Rauche auf der Stelle der Tod folgte.“

Fig. 6, 7 und 8. Grabhügelpfeife vom Sciatoflusse in Ohio.     Fig. 9. Virginische Grabthonpfeife.     Fig. 10. Florida Grabthonpfeife.

Der Bergbewohner Hindostans, welcher es zu lästig findet, die Nargili auf seinen unwegsamen Pfaden mit sich zu schleppen, gräbt ein Loch in den feuchten Lehmboden, welches als Pfeifenkopf dient und zu welchem unter der Erde ein Gang führt, in welchen das Rohr, wodurch er den Rauch zieht, eingesetzt wird. Eine ähnliche Art zu rauchen wird von den Kirgisen berichtet, welche zuweilen an einem zum Liegen bequemen Orte ein Loch in die feuchte Erde graben und dasselbe mit Tabak füllen, worauf die ganze Gesellschaft ihre Rohre durch die Erde in dieses mit Tabak gefüllte Loch einführt und auf dem Bauche liegend den Rauch einathmet. Eine Eigenthümlichkeit und zugleich ein Beweis der Beständigkeit der Gewohnheiten ist der Umstand, daß die Wasserpfeife – so viel mir bekannt – weder an der Westseite Mittelafrikas noch in Amerika gebraucht wird.

Die celtische Pfeife, die kleine Thon- und Gypspfeife, mit ihrem Stiele aus einem Stücke bestehend, ist die Nationalpfeife der Franzosen, Holländer, Briten, Iren und Schotten, doch findet sie sich auch in Schweden, unter den Zigeunern Ungarns, in Amerika (ehedem bei den Irokesen, Caraiben) und in Westafrika bei den Ashanti, in Senegambien, auf der Gold- und Elfenbeinküste. Ihr Alter ist ein sehr hohes, denn man sieht sie in dem schottischen Hochlande auf einem Stein, in dem Munde eines Hundes, abgebildet, auf welchem die Jahreszahl 1510 steht – man fand sie in dem Gemäuer der Kirkshallabtei, welche lange vor 1492 errichtet ward, so wie in vielen anderen sehr alten Gebäuden Britanniens und Irlands – ferner zwischen den Kinnladen eines Menschenschädels zu Bannoktown in letzterem Lande, bei dem Aufräumen der Ruinen des Heidelberger Schlosses, in sogenannten Hünengräbern im Osnabrück’schen, sowie unter Ueberresten, welche unzweifelhaft aus der Römerzeit stammten. Meist haben diese alten Pfeifen einen Kopf mit sehr kleiner Höhlung, so daß sich die Vermuthung aufdrängt, es sei damals Sitte gewesen, den Rauch zu verschlucken. Zahllose Pfeifen dieser Art findet man in England und Schottland, zumal aber in Irland, bei dem Pflügen, unter Schutt etc., welche Fairy-, Clurican-, Elfen- und Danepipes genannt werden und nach dem Glauben des Volkes aus uralter Zeit stammen. – Zu dieser Art Pfeifen kann man auch die Gansa der Mongolen und Chinesen stellen, welche einen kleinen Kopf enthält und aus einem Stücke (Messing, Kupfer, Eisen) verfertigt ist – so wie die Thonpfeife der westlichen Araber.

An diese Classe schließt sich eine andere: die sechste, welche in mehreren Formen den Stämmen Nordamerikas eigen war und gegenwärtig noch ist; doch unterscheiden sich die alten, meist steinernen Pfeifen dieser Classe, welche man in großer Anzahl in der sogenannten „Moundcity“ am Sciatoflusse, County Roß, Ohio, sowie in anderen Grabhügeln Nordamerikas gefunden hat, dadurch, daß sie ein sehr kleines Loch zur Aufnahme des Tabaks haben. Ob dieselben ohne Rohr gebraucht wurden, läßt sich nicht entscheiden, da dieselben möglicherweise aus brennbaren Stoffen bestanden und deshalb durch das Feuer zerstört werden mußten. Drei dieser Pfeifen stellen Fig. 6, 7 (Tukan, welcher die tropischen Gegenden Amerikas nicht überschreitet), 8 dar, welche nach den Abbildungen von Squier und Davis gezeichnet sind. Fig. 9 zeigt eine Thonpfeife mit mittelamerikanischem Muster, welche in einem virginischen Grabhügel gefunden wurde, Fig. 10 eine von einem solchen in Florida.



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