19.1.1709 Neuenburg, 31.5.1786 Lissabon, reformiert, von Neuenburg, später auch britischer Staatsbürger. Im kolonialen Waren- und Sklavenhandel tätiger Kaufmann, Bankier des portugiesischen Königs sowie Mäzen der Stadt Neuenburg.
David Pury war das siebte von acht Kindern des Jean Pierre Pury, Angestellten der niederländischen Vereinigten Ostindien-Kompanie und Gründers der Kolonie Purrysburg in South Carolina, und der Lucrèce Chaillet, Tochter einer Neuenburger Patrizierfamilie, die Magistraten, Pfarrer und Offiziere in fremden Diensten hervorbrachte. Er blieb ledig und kinderlos.
Ab 1726 absolvierte Pury beim Kaufmann Isaac Tarteiron in Marseille eine Handelsausbildung. Auf Betreiben seines Vaters reiste er 1730 nach London und trat in den Dienst der South Sea Company unter der Leitung John Gores. Das vom britischen Königshaus unterstützte Unternehmen war im Dreieckshandel (Überseehandel) tätig und hatte im Frieden von Utrecht 1713 einen Monopolvertrag erhalten, um den Handel mit Sklavinnen und Sklaven (Sklaverei) für die spanischen Kolonien auszubauen (Kolonialismus). 1736 liess sich Pury, nun britischer Staatsbürger, in Lissabon nieder, um dort die Interessen Englands zu vertreten. Er war ein Vertrauter des einflussreichen portugiesischen Ersten Ministers Marquis von Pombal; im Konflikt zwischen dem Königshaus und den Jesuiten, die 1759 aus ganz Portugal und dessen Kolonien vertrieben werden sollten, ergriff er jedoch nicht Partei. Einen ersten Geschäftspartner fand er im Portugiesen Bartolomeu Miguel Viana, der im Auftrag der John Dansaint & Company mit versklavten Menschen und brasilianischem Holz handelte. Als Lissabon 1755 von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, verlor Pury, der sich zu dieser Zeit in London aufhielt, drei Viertel seines Vermögens. Den Verlust machte er alsdann mit der Handelsgesellschaft Purry, Mellish & Devisme wieder wett, die er 1759 gemeinsam mit zwei britischen Partnern – Gores Schwiegersohn Joseph Mellish und Gerard Devisme (oder De Visme) – in London gründete. Louis Dubois, Jean-Frédéric Brandt und Purys Neffe David-Henri de Meuron arbeiteten als Handlungsgehilfen im Unternehmen, das seinen Hauptsitz im Lissaboner Palais des Marquis von Pombal hatte. Die guten Beziehungen zu Letzterem waren vermutlich der Grund, weshalb Pury 1757 vom portugiesischen König Joseph I. ein Quasi-Monopol auf den Handel mit Diamanten und dem insbesondere in der Färberei verwendeten Brasilholz (pau-brasil) erhielt. Dieses Edelholz, das zunächst von Einheimischen, später zunehmend von versklavten Menschen aus Afrika geschlagen wurde, verkaufte er in Marseille bei seinem früheren Lehrmeister Isaac Tarteiron und in anderen europäischen Häfen wie Genua oder Le Havre. Einen Teil seines Vermögens investierte er zudem in den Dreieckshandel, indem er beträchtliche Aktienanteile an der Companhia Geral de Comércio de Pernambuco e Paraíba erwarb, eine vom Marquis von Pombal gegründete portugiesische Gesellschaft, die Sklavinnen und Sklaven von Afrika (Bissau, Angola, Kap Verde) nach Brasilien (Maranhão, Pernambuco, Paraíba) transportierte. Ab 1762 war Pury als Bankier von Joseph I. tätig.
Zu Lebzeiten veranlasste David de Pury zahlreiche Spenden an die Stadt Neuenburg (Mäzenatentum), die damit neben anderen Bauten 1783 ein Bürgerspital errichtete und gemeinnützige Werke förderte. 1785 verlieh ihm der preussische König den Adelstitel eines Barons. Bei seinem Tod hinterliess de Pury seiner Heimatstadt den Grossteil seines Vermögens; die 2'250'000 Livres tournois sollten gemäss seinen Bestimmungen je zur Hälfte in Hilfswerke und in öffentliche Gebäude investiert werden. Ein Teil dieser riesigen Summe floss damit in den Bau der beiden Gymnasien für Jungen und Mädchen und des Rathauses sowie in städtebauliche Massnahmen wie die Korrektion des Seyon. Nachdem verschiedene Projekte verwirklicht werden konnten, liess ein Bürgergremium 1855 eine Statue zu de Purys Ehren errichten. 1986 organisierte die Stadt Neuenburg anlässlich seines zweihundertsten Todestags eine grosse Feier, der auch Delegationen aus Amerika und Portugal beiwohnten. Mit den öffentlichen Auseinandersetzungen um Denkmäler mit Bezug zur Geschichte der Sklaverei wurde auch die Statue David de Purys auf dem gleichnamigen Platz Gegenstand von Diskussionen. So wurden 2020 im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung (Rassismus) zwei Petitionen lanciert, von denen sich die eine für den Ersatz der Statue durch ein Mahnmal für versklavte Menschen einsetzte, die andere für das Anbringen einer Informationstafel. 2021 entschieden sich die Behörden für Letzteres und schrieben einen Wettbewerb für ein Kunstwerk aus, das mit dem Denkmal und seiner Vergangenheit in Dialog treten sollte. Die durch eine internationale Jury ausgewählte Skulptur Great in the concrete des Künstlers Mathias Pfund wurde 2022 eingeweiht. 2024 wurde zudem für die Dauer eines Monats eine audiovisuelle Installation von Nathan Solioz an die Statue de Purys projiziert.