Die Arbeitsanstalt in Realta (Domleschg) wurde 1855 vom Kanton Graubünden als Nachfolgeinstitution der Zwangsarbeitsanstalt Fürstenau eröffnet und nahm neben Frauen und Männern aus der sozialen Unterschicht (Administrative Versorgung) auch Straffällige und psychisch Kranke auf. Sie entwickelte sich im Lauf des 20. Jahrhunderts zu einem multifunktionalen Anstaltskomplex (Anstaltswesen); 1919 kam die psychiatrische Klinik Asyl Realta hinzu. Seit den frühen 1990er Jahren sind die Psychiatrie und der Justizvollzug (Gefängnisse) institutionell voneinander getrennt.
Die 1840 im ehemaligen bischöflichen Schloss in Fürstenau eingerichtete Zwangsarbeitsanstalt war eine der ersten kantonalen Arbeitsanstalten der Schweiz. Sie bot Platz für etwa 50 Frauen und Männer, die als «liederlich» oder «arbeitsscheu» galten und im Sinn einer repressiven Armenpolitik (Armut; Fürsorge) durch Zwang zur Arbeit «erzogen» werden sollten. Die Eingewiesenen wurden nicht zuletzt als billige Arbeitskräfte für die Korrektion des Rheins (Gewässerkorrektionen) eingesetzt. Gleichzeitig diente die Einrichtung als Sammelbecken für eine Vielzahl von Personen, die in der Gesellschaft keinen Platz fanden (Randgruppen). 1843 wurde eine Abteilung für «unheilbare Irre» eingerichtet. 1855 siedelten die Insassinnen und Insassen in die neu gebaute Korrektionsanstalt Realta über (auch Korrektions- und Irrenverwahrungsanstalt Realta, ab 1941 Arbeitserziehungsanstalt Realta), wo eine grössere Landwirtschaftsfläche bewirtschaftet werden konnte. Sie bot ebenfalls Platz für etwa 50 Personen. Die unter Zwang geleisteten Korrektionsarbeiten wurden Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und trugen zur verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Erschliessung des Domleschg bei.
Auf dem Anstaltsgelände errichtete der Kanton 1919 das Asyl Realta als weiteren Gebäudekomplex mit ungefähr 250 Plätzen (ab 1951 Heil- und Pflegeanstalt Beverin, ab 1967 psychiatrische Klinik Beverin, seit 2002 Klinik Beverin). Es diente primär der Unterbringung von psychisch Kranken. In den 1920er Jahren wurde zudem das wenige Kilometer entfernte Asyl Rothenbrunnen, eine ehemalige Badekuranstalt, in die Institution eingegliedert. Es nahm alte Menschen (Alter) und bis Mitte der 1930er Jahre auch Kinder auf. Der gesamte Anstaltskomplex Realta beherbergte im 20. Jahrhundert eine vielfältige Klientel: Neben «Geisteskranken» und administrativ Versorgten (auch als «Korrektionelle» bezeichnet) wurden «Invalide» (Behinderte), «Trinker» (Alkoholismus) und «Arbeiterkolonisten» (u.a. Freiwillige, die einem weniger strengen Regime unterlagen) aufgenommen. Die Grenzen zwischen Bestrafung, Heilung und Besserung waren lange Zeit fliessend; vielen der Eingewiesenen wurde unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen die persönliche Freiheit entzogen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Entflechtung der vielfältigen Zweckbestimmungen. In der Arbeitsanstalt wurde 1949 die Abteilung für Frauen, die mit etwa einem Viertel immer eine Minderheit der Eingewiesenen dargestellt hatten, geschlossen. Anstelle des alten Arbeitsanstaltsgebäudes entstanden zu Beginn der 1960er Jahre zwei neue Zellentrakte, die 1965 als Verwahrungsanstalt Realta eröffnet wurden (seit 2007 Justizvollzugsanstalt Realta; Strafvollzug). Im Rahmen einer Konkordatsvereinbarung der Ostschweizer Kantone von 1956 nahm die Anstalt nun Personen aus allen Konkordatskantonen für kurze Freiheitsstrafen und strafrechtliche Verwahrungen auf und vollzog weiterhin administrative Versorgungen. Bis zum Ende der administrativen Versorgungspraxis 1981 waren in Realta insgesamt schätzungsweise 1000 bis 1500 inner- und ausserkantonale administrativ Versorgte untergebracht worden. 1991 erfolgte die formelle Trennung des Justizvollzugs in Realta und der psychiatrischen Klinik Beverin. Die historische Verbindung zwischen Zwangsfürsorge, Psychiatrie und Justizvollzug wirkte aber weiter. So entwickelte sich die forensische Psychiatrie zu einem Spezialgebiet der Klinik Beverin.
Die Bündner Regierung bat 2017 Betroffene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen, von denen zahlreiche im Anstaltskomplex Realta interniert worden waren, um Entschuldigung. 2019 wurde in unmittelbarer Nähe der Justizvollzugsanstalt Realta die geschlossene Justizvollzugsanstalt Cazis Tignez (Cazis) als Ersatz für die Strafanstalt Sennhof eröffnet, die seit 1817 in der Stadt Chur existiert hatte. Als das Gelände für den Neubau vorbereitet wurde, legten Archäologinnen und Archäologen den bis 1910 benutzten Friedhof der Arbeitsanstalt frei. An den über hundert Skeletten stellten sie auffallend viele Rippenbrüche fest, die auf die verbreitete interpersonelle Gewalt im Anstaltsalltag hinweisen (Paläopathologie). 2022 wurde in der Nähe des ehemaligen Anstaltsfriedhofs eine Gedenktafel errichtet.