BLKÖ:Zelenka, Johann Dismas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zelebor, Johann
Band: 59 (1890), ab Seite: 299. (Quelle)
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Zelenka, Johann Dismas (Componist, geb. zu Launiowitz im ehemaligen Táborer Kreise Böhmens 1681, gest. zu Dresden am 23. December 1745). Ein vergessener čechischer Componist, dessen Arbeiten erst in unserer Zeit, anläßlich einer am 30. Juni 1869 im Neustädter Theater zu Prag abgehaltenen Akademie zum Besten der Erz- und Riesengebirgsbewohner, dem Staube eines Musikarchivs entrissen wurden. Ueber seine Jugendzeit wissen wir nichts. 1709 war er zu Prag im Hause des Freiherrn von Hartig in musicalischen Diensten, 1710 kam er zur Hofcapelle in Dresden als Contrabassist, Anfangs 1716 war er in Wien und nahm bei dem berühmten Fux Unterricht in der Composition. Auf dessen Bitte wurde er vom Kurfürsten von Sachsen im April genannten Jahres nach Venedig geschickt, wo er bei den Kammermusiken des Kurprinzen Friedrich August mitwirkte. Im Jänner 1717 ging er wieder nach Wien und setzte bei Fux seinen Unterricht fort. 1719 kehrte er nach Dresden zurück. 1723 wirkte er bei der Aufführung der Oper „Constanza a fortezza“, welche anläßlich der Krönung Karls VI. zum Könige von Böhmen in Prag statthatte, mit. Als dann 1729 der kurfürstlich sächsische Hofcapellmeister Heinichen starb, bewarb sich Zelenka um dessen Stelle, erhielt sie aber nicht, doch wurde ihm 1735 der Titel eines Kirchencomponisten und 1736 eine Gehaltserhöhung zutheil. Er war unverheiratet geblieben und eben als die Preußen am 24. December 1745 Dresden besetzten, auf dem katholischen Friedhofe in der Friedrichstadt beerdigt worden. Er war und ist ein bedeutender Kirchencomponist, nahm aber seinerzeit auch in der Instrumentalmusik eine hervorragende Stelle ein. Man kennt von ihm 20 Messen, 3 Requiem, 2 Tedeum, viele Messentheile, als Salve Regina, Gloria, Magnificat, Responsorien, dann Hymnen, Psalmen, 3 Oratorien: „Die eherne Schlange“, „Jesus auf Golgatha“, „I penitenti al sepolcro“, ein lateinisches Melodrama: „Sub oleo pacis et palma virtutis“, das 1723 im Jesuitencollegium zu Prag aufgeführt wurde. Seine Compositionen, darunter nicht weniger als 108 Psalmen, befinden sich in den Dresdener k. Musicaliensammlungen. Unsere Quellen geben reiche Aufschlüsse über den vergessenen Componisten, der eines Riehl bedarf, um zu den ihm gebührenden Ehren zu gelangen.

Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt. 4°.) 1863, Nr. 12, S. 116 und Nr. 144. – Fürstenau (M.). Zur Geschichte der Musik und des Theaters in Dresden, Band II. – Gerber (Ernst Ludwig). Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig, Kühnel, gr. 8°.) Bd. IV, Sp. 631 [läßt ihn in Teyn geboren sein]. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte u. s. w., 1824, Seite 250. – Oesterreichisches Morgenblatt von Isidor Gaiger (Wien, 4°.) l. Jahrg., neue Folge. S. 9. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 8°.) Bd. VI, S. 235. – Politik (Parteiblatt) 1863, Nr. 86. – Rochlitz. Für Freunde der Tonkunst. Bd. II, S. 178. – Sowinski (Albert). Les musiciens polonais et slaves etc. (Paris 1857, gr. 8°.) S. 592. [ein höchst oberflächlicher Artikel mit dem unrichtigen Sterbejahr 1726]. – Tagesbote aus Böhmen (Prag. kl. Fol.) 1863, Nr. 173 [nach diesem gest. am 23. December 1845].
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