Radziwill, Franz

Lebensdaten
1895 – 1983
Geburtsort
Strohausen bei Rodenkirchen (Oldenburg)
Sterbeort
Wilhelmshaven
Beruf/Funktion
Maler ; Grafiker ; Hochschullehrer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118597728 | OGND | VIAF: 50018096
Namensvarianten

  • Radziwill, Franz
  • Radziwill, Johann Franz Wilhelm Eduard
  • Radziwiłł, Franz

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Zitierweise

Radziwill, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597728.html [27.12.2024].

CC0

  • Radziwill, Johann Franz Wilhelm Eduard

    Maler, * 6.2.1895 Strohausen bei Rodenkirchen (Oldenburg), 12.8.1983 Wilhelmshaven. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Eduard (1859–1922), aus Lauknen (?) (Kr. Labiau, Ostpreußen), Töpfermeister, zuletzt in Bremen, S d. Michael (Mikkas) (* 1823), aus Pesseln, u. d. Julie Polla(c)k(s) (1830–1900);
    M Karoline (1871–1948), T d. Johann Heinrich Surendorf(f) (1845–95), Tuchmachermeister in Bramsche, u. d. Dorothea Stiening (1847–1909);
    1) Borgstede (Oldenburg) 1923 Johanna-Ingeborg (1895–1942), aus Coersten (?), T d. Johann Hinrich Haase u. d. Mete (?) Müller, 2) Dangast 1948 Anna-Inge (* 1906, 1] N. N. Rauer), Schriftst., T d. N. N. Riechelmann;
    1 T Konstanze (* 1947, H. H. Maaß, s. L), Schriftst. (beide s. Kosch, Lit.-Lex.³).

  • Biographie

    R. erlangte 1913 nach einer herausragenden Gesellenprüfung als Maurer die Zulassung zur Höheren Technischen Staatsanstalt für Architektur in Bremen. Außerdem belegte er an der Kunstgewerbeschule Abendkurse in figürlichem Zeichnen. Neben ersten Stadtansichten und Landschaften entstanden Gedichte und Ölstudien. Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft begann R. 1919 sein druckgraphisches Œuvre, das stilistisch dem Expressionismus der „Brücke“ nahesteht. Der Bremer Künstlergruppe „Der grüne Regenbogen“ zugehörig, lernte R. 1920 in Düsseldorf seinen späteren Mentor, den Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer (1874–1960), kennen. Mit drei stilistisch von Chagall beeinflußten Bildern bewarb sich R. im selben Jahr mit Erfolg um eine Ausstellungsbeteiligung bei der „Freien Sezession“ in Berlin. In diese Zeit, während der er sich mehrfach in Berlin aufhielt, fällt auch seine Bekanntschaft mit George Grosz. 1923 bezog R. ein altes Fischerhaus in Dangast.

    Mitte der 20er Jahre löste sich R. vom Expressionismus und entwickelte eine eigenständige, der Neuen Sachlichkeit bzw. dem Magischen Realismus zugehörige Malerei, die von der niederländ. Kunst des 17. Jh. und der dt. Romantik beeinflußt war. Die 1925-35 entstandenen Werke stellen den Höhepunkt im malerischen Schaffen R.s dar und zeichnen sich durch besondere Betonung der Bildtektonik, irisierende Farbigkeit und hintergründige Verrätselung aus. Immer wieder tauchen technische Objekte, v. a. Flugzeuge in den Werken auf, die eine kaum zu entschlüsselnde Ambivalenz zwischen Faszination und Bedrohung produzieren. Unter dem Namen „Die Sieben“ stellte R. mit weiteren Vertretern der Neuen Sachlichkeit – u. a. Alexander Kanoldt, Franz Lenk und Georg Schrimpf – in mehreren Städten Deutschlands aus. Ihre Malerei firmierte in der Kunstkritik nun unter dem Stiletikett einer „Neuen Deutschen Romantik“.

    In den frühen 30er Jahren näherte sich R. politisch der NSDAP an (Parteimitglied 1933). Seine mitunter ideologisch geprägten, zugleich aber durch ihren fehlenden Heroismus ästhetisch gebrochenen Bilder zum 1. Weltkrieg wurden mehrfach ausgestellt. Bestrebt, auch kunstpolitisch tätig zu werden, nahm er im Juli 1933 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an. In der Folge wurde R. jedoch im Rahmen der internen Richtungskämpfe des Regimes immer wieder mit seinem eigenen, inzwischen als „entartet“ diffamierten, expressionistischen Frühwerk konfrontiert. 1935 verlor R. seine Stellung in Düsseldorf und zog sich nach Dangast zurück. Mit der sich abzeichnenden militärischen Niederlage Deutschlands rückte er zunehmend vom Nationalsozialismus ab. Seine Malerei entwickelte sich zu einer Spielart des Surrealismus, die die magisch-realistischen Bilder mit unerklärlichen Himmelserscheinungen und malerischen Brüchen versah. Dabei übermalte R. viele seiner früheren Werke. Existentiell geprägte Kulturkritik und Endzeitstimmung fanden im Spätwerk Ausdruck, ohne daß R. an die Qualität seiner bedeutenden Bilder der 20er Jahre anknüpfen konnte.||

  • Auszeichnungen

    Rompreis d. Dt. Ak. (1963);
    Gr. Niedersächs. Staatspreis (1970);
    Gr. BVK (1971);
    Ehrenbürger d. Kreises Stadland (1978). Franz Radziwill-Haus in Varel-Dangast (seit 1987).

  • Werke

    Weitere W Frau zw. roten Stühlen, 1924 (Düsseldorf, Kunstmus.);
    Dorfeingang (Ende e. Arbeitstages), 1928 (Regensburg, Ostdt. Gal.);
    Die Straße, 1928 (Köln, Mus. Ludwig);
    Der Todessturz Karl Buchstätters, 1928 (Essen, Mus. Folkwang);
    Der Hafen II, 1930 (Berlin, Staatl. Mus., Nationalgal.);
    Der Streik, 1931 (Münster, Westf. Landesmus.);
    Dämonen (Im Lichte d. Staatsideen, Rev.), 1933/34 (Slg. Olcese);
    Der U-Boot-Krieg (Der totale Krieg, Verlorene Erde), 1939 (Privatslg., Dauerleihgabe München, Lenbachhaus);
    Flandern (Wohin in dieser Welt?), 1940 (Privatslg., Dauerleihgabe Berlin, Staatl. Mus., Nat.gal.);
    Dtld. 1944, 1944 (Hannover, Niedersächs. Landesmus.);
    Die Klage Bremens, 1946 (Bremen, Senatskanzlei);
    Der Winter (Der engl. Winter), 1947 (Wilhelmshaven, Privatslg.). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Varel-Dangast, Franz Radziwill-Haus.

  • Literatur

    W. Niemeyer, in: Die Kündung 1, 1921, H. 1;
    R. Schapire, in: Das Kunstbl. 5, 1921, H. 1, S. 17 ff.;
    W.|Meinhof, in: Mus. d. Gegenwart 3, 1932/33, H. 2, S. 67-72;
    W. Augustiny, F. R., 1964;
    H. W. Keiser u. R. W. Schulze, F. R., Der Maler, 1975;
    B. Küster, F. R., 1981;
    F. R., Retrospektive, Ausst.kat. Berlin 1981;
    G. Wietek, F. R. – Wilhelm Niemeyer, Dok. e. Freundschaft, 1990;
    A. Firmenich u. R. W. Schulze, F. R. 1895 bis 1983, Monogr. u. Werkverz., 1995;
    H. H. Maaß-Radziwill, F. R. im ‚Dritten Reich', Der andere Widerstand, 1995;
    J. van Dyke, F. R., The Art Politics of the Nat. Socialist Regime, and the Question of Resistance in Germany, 1930–1939, 1996 (Typoskr.);
    ders., F. R. ‚ ‚Die Gemeinschaft' u. d. nat.sozialist. Rev. in d. Kunst, in: Georges-Bloch-Jb., 1997, S. 135-63;
    K. Artinger, F. R.s ‚Grab im Niemandsland', Ein Btr. z. Gefallenenkult im ‚Dritten Reich', 1998;
    O. Peters, Neue Sachlichkeit u. NS, 1998;
    F. R., Mythos Technik, Ausst.kat. Oldenburg 2000;
    Lex. d. Kunst VI, 1996;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Selbstbildnis mit roter Bluse, 1930, Abb. in: A. Firmenich u. R. W. Schulze (s. L).

  • Autor/in

    Olaf Peters
  • Zitierweise

    Peters, Olaf, "Radziwill, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 103-104 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597728.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

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