Ploucquet, Gottfried
- Lebensdaten
- 1716 – 1790
- Geburtsort
- Stuttgart
- Sterbeort
- Tübingen
- Beruf/Funktion
- Philosoph
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118741152 | OGND | VIAF: 27211412
- Namensvarianten
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- Ploucquet, Gottfried
- Ploucket, Gottfried
- Ploucquet, Godofredus
- Ploucquet, Godofredus G.
- Ploucquet, Philipp Gottfried
- Plouquet, Gottfried
- Plovcqvet, Godofredvs
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Ploucquet, Gottfried
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Biographie
Ploucquet: Gottfried P., geb. am 25. August 1716 in Stuttgart, † in Tübingen am 13. September 1790, Sohn eines Gastwirthes, dessen Eltern bei Aufhebung des Edictes von Nantes Frankreich verlassen hatten, machte seine Vorbereitungsstudien am Gymnasium seiner Vaterstadt und trat (1732) in das theologische Stift zu Tübingen ein, woselbst ihn besonders Isr. Gottl. Canz (s. A. D. B. III, 768 f.) anregte, die Schriften Wolff's zu studiren. Nachdem er (1737) die theologische Prüfung auf Grund einer „Dissertatio, qua Varignonii demonstratio possibilitatis transsubstantiationis enervatur“ (gedruckt 1740) bestanden hatte, wirkte er als Vicar in Sachsenheim, Laichingen, Derdingen und Pfeffingen, dann einige Zeit als Hauslehrer bei Freiherrn v. Hiller in Gärtringen (im Schwarzwald), woraus er (1743) die Pfarrei in Rötheuberg (ebd.) erhielt, von wo er (1746) als Diaconus nach Freudenstadt kam. Hier errang er durch Bearbeitung einer Berliner Preisaufgabe den Erfolg, daß seine Abhandlung „Primaria monadologiae capita“ (1748), welche sich ganz an Leibniz anschloß, das Accessit erhielt und ihm die Ehre brachte, in die Berliner Akademie aufgenommen zu werden. In gleicher Richtung bewegte sich sein „Methodus tractandi infinita in metaphysicis“ (1748), sowie „De corporum organisatorum generatione“ (1749). Durch diese Schriften hatte er das Augenmerk des Ministers Hardenberg (s. A. D. B. X, 560), sowie des Herzogs Karl Eugen auf sich gezogen, und durch die persönliche wärmste Fürsprache des letzteren kam es, daß P. im J. 1750 die ordentliche Professur der Logik und Metaphysik an der Universität Tübingen erhielt, wobei er als Antrittsprogramm „De materialismo cum confutatione libelli L'homme machine“ (gegen Lamettrie) schrieb. Seine mit Eifer und Erfolg ausgeübte Lehrthätigkeit fand eine kurze Unterbrechung, als er (1778) während eines Jahres aushilfsweise an der Militärakademie zu Stuttgart docirte. Im Februar 1782 wurde durch einen Schlaganfall seine Geisteskraft dauernd gelähmt, so daß er die letzten acht Jahre seines Lebens in völligster Zurückgezogenheit verbrachte. Seine vier systematischen Schriften „De substantiis et phaenomenis“ (1752, 2. Aufl. 1764), „Fundamenta philosophiae speculativae“ (1759), „Institutiones philosophiae theoreticae“ (1772) und „Elementa philosophiae contemplativae“ (1778, 2. Aufl. 1782) bieten in der Hauptsache sämmtlich den gleichen Inhalt dar und unterscheiden sich wie verschiedene Auflagen nur durch fortschreitende Erweiterungen einzelner Theile. P. hatte sich allmählich von Leibniz bezüglich der Monadenlehre, wie er selbst bekennt, angewandt und bekämpfte nunmehr auch die prästabilirte Harmonie, aber in dem Probleme der Theodicee und der sittlichen Selbstvervollkommnung lehnte er sich noch immer an Leibniz an; die Frage über den intluxus physicus zwischen Leib und Seele glaubte er durch einen in das Wesen der Seele selbst zurückverlegten Dualismus des Sinnlichen und Geistigen beseitigen zu können. So gehört er, der immer in der mathematischen Methode Wolff's schrieb, als ein Hervorragender zur Schule der|Leibniz-Wolff’schen Eklektiker, indem er neben einer Wolff’schen Metaphysik auch dem damals auftauchenden psychologischen Subjectivismus einen Einfluß gestattet und zuweilen selbst an Berkeley erinnert. Dies zeigt sich auch in seiner Schrift „De origine sermonis“ (1770), d. h. einer Bearbeitung jener Berliner Preisaufgabe, bei welcher Herder gekrönt wurde. Ein eigenthümliches Verdienst glaubte P. sich durch seine Lehre vom „logischen Calcul“ erworben zu haben, welche er in „Methodus tam demonstrandi directe omnes syllogismorum species quam vitia formae detegendi“ (1763) und in „Methodus calculandi in Logicis praemissa commentatione de arte characteristica“ (1764) darlegte und gegen ein ähnliches Unternehmen Lamberts (s. A. D. B. XVII, 556) durch die Schrift „Untersuchung und Abänderung der logikalischen Construction Herrn Prof. Lambert's“ (1765) vertheidigte. Während P. hierbei dasjenige, was Leibniz in der characteristica universalis beabsichtigte, als zu weit gehend ablehnte, knüpfte er doch im Grunde an desselben ars combinatoria an (ebend. Bd. XVIII, S. 173 u. 182); ausgehend von der anfechtbaren Aunahme, daß jedes beiahende Urtheil eine Identität zwischen Subject und Prädicat ausspreche und sonach den Sinn einer Gleichung habe, glaubte er, durch Buchstabenzeichen zu algebraischen Operationen zu gelangen, durch welche die ganze Syllogistik überflüssig werde. Als Ordinarius der theoretischen Philosophie halte er die Pflicht, die damals üblichen Promotionsprogramme zu verfassen, und so erschienen von ihm zwischen 1752 und 1781 nicht weniger als 58 Abhandlungen, von welchen er später 26 in eine Sammlung unter dem Titel „Commentationes philosophicae selectiores“ (1781) vereinigte (durch die Nummern 21, 23 u. 25 dieser Sammlung ist das von Balth. Haug, das gelehrte Würtemberg, S. 143 ff. gegebene Verzeichniß zu ergänzen); er besprach in denselben zahlreiche Einzelfragen der Philosophie und rationellen Theologie, führte den Kampf gegen Locke, Helvetius, Robinet und Bayle, und lieferte mancherlei Beiträge zur Geschichte der antiken Philosophie.
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Literatur
Andenken Gottfr. Ploucquet's (1790 anonym). — Aug. Friedr. Böck, Sammlung der Schriften, welche den logischen Calcul Herrn Prof. Ploucquet's betreffen (1766).
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Autor/in
Prantl. -
Zitierweise
Prantl, Carl von, "Ploucquet, Gottfried" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 319-320 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741152.html#adbcontent